Von der Jupiterbeckung überrascht.
Während die Mitglieder der Sternwarte Limburg nur mit geringem Erfolg mit Teleskopen und Fotoausrüstung auf der Lauer lagen um die Bedeckung des Gasplaneten Jupiters mit seinen galiläischen Monden zu beobachten und zu fotografieren, hatte ein Lieferfahrer das Glück die Bedeckung während seiner Arbeitszeit mit bloßem Auge mitzuerleben.
Hier sein Bericht:
Liebe Freunde der Astronomie,
wie gewohnt versah ich heute meinen sonntäglichen Dienst als Lieferfahrer bei der Bäckerei Schäfer ab 2.00 Uhr morgens (alle Zeitangaben, auch auf anhängender Skizzendatei gregorianisch, MESZ). Der Weg führte mich unter anderem gegen 03.30 Uhr von Aull in Richtung Staffel. Aus dem Fahrerhaus des LKW war über Staffel genau in Fahrtrichtung die in anhängender oberer Skizze aus dem Gedächtnis wiedergegebene Ansicht des Himmels mit der schmalen Sichel des abnehmenden Mondes, ganz nah links neben dem oberen Horn der Mondsichel ein auffällig heller Himmelskörper sowie in größerem Abstand links unterhalb der Mondsichel ein zweiter auffälliger, noch deutlich hellerer Himmelskörper mit bloßem Auge am zu dieser Zeit in dieser Himmelsregion unbewölkten Himmel zu sehen. Spontan dachte ich an die Möglichkeit einer unmittelbar bevorstehenden Planetenbedeckung und fertigte gleich in Limburg in der Westerwaldstraße die Obere der beiden anhängenden Gedächtnisskizzen an. Aufgrund dienstlicher Verpflichtungen war eine weitere Beobachtung des Himmelsgeschehens jedoch leider nicht möglich. Erst während der Weiterfahrt auf der A3 in Richtung Wiesbadener Kreuz gelang mir etwa auf Höhe Idstein gegen 04.25 Uhr ein erneuter Blick auf das Geschehen durch das linke Fenster des Fahrerhauses sowie durch eine kurzzeitig entstandene Lücke in der hier sonst fast durchgängig vorhandenen Wolkendecke, siehe untere Skizze (beide Skizzen nicht maßstäblich). Anhand der beiden nur mit bloßem Auge und während der Fahrt im LKW gesichteten Positionen von Mondsichel und eng danebenstehendem hellen „Begleiter“ konnte ich nicht mit Sicherheit feststellen, ob es sich hier tatsächlich um eine Bedeckungskonstellation oder nur um eine enge Begegnung gehandelt hat, da ich auch keinerlei Kenntnis durch Vorankündigung eines derartigen Ereignisses besaß, war aber sehr neugierig und gespannt und beschloss daher, später der Sache nachzugehen. Bei einem Besuch bei meinen Eltern heute Mittag schlug ich sofort im dort vorhandenen „KOSMOS Himmelsjahr 2012“ nach und entnahm dort tatsächlich die Ankündigung für eine heute zu dieser Zeit zu erwartende Bedeckung des Planeten Jupiter nebst dessen (galileischen) Monden durch unseren Erdtrabanten, die (im Gegensatz zu der vom 17.06.2012) sogar von hier aus zu beobachten sein sollte.
Mein bescheidener (aber aus Begeisterung entstandener) Beitrag zu diesem Ereignis in Form von zwei eilig nebenbei hingekritzelten Handskizzen (glücklicherweise hatte ich wenigstens Notizzettel und einen Kugelschreiber bei mir) ist leider alles, was ich zu bieten habe, doch wollte ich es nicht versäumen, Euch zumindest dieses Zeugnis und Zeichen meiner (praktisch einem glücklichen Zufall zu verdankenden) Anteilnahme – wenn auch in Abwesenheit, so wenigstens doch im Geiste – zukommen zu lassen.
Im Zeitalter von modernen leistungsstarken Qualitätsteleskopen, adaptiver Optik, Weltraum-Satellitenteleskopen, Großrechnern, drahtlosem Internet, hochauflösenden Digital-Sofortbildkameras usw. sind solche Handskizzen wohl eher eine archaisch anmutende Kuriosität – ähnelt aber mit Fantasie vielleicht sogar ein wenig der „Himmelsscheibe von Nebra“?
Nun wäre ich natürlich sehr gespannt, ob es irgend jemandem gelungen ist, dieses sicher vergleichsweise „spektakuläre“ Ereignis genau zu verfolgen, und womöglich sogar am Teleskop in einer fotografischen Bilderserie festzuhalten oder zu filmen? Das wäre super!
Und da müssen wir aus Limburg, sagen, leider „nein“.
Genau zum Zeitpunkt der Bedeckung legten sich dicke Wolken über den Mond. Nur vor und nach der Bedeckung konnten ein paar Fotos aufgenommen werden.