Das Mare Humorum (Meer der Feuchtigkeit) ist mit ca. 420 km Durchmesser eines der kleineren Mare des Mondes und liegt im südwestlichen Bereich der sichtbaren Mondseite. Es ist ca. 3,9 Milliarden Jahre alt und wird von einer teilweise 3 km dicken Basaltschicht bedeckt. Dieses Gebiet ist eines der schönsten für Beobachtung und für die Fotografie. Es zeigt beinahe alles, was der Mond dem Amateurastronomen bieten kann.
Prächtige Krater umrahmen das Mare, Rillensysteme überziehen Krater und Gebirgsstrukturen, Hügelketten und flache Hänge sind zu erkennen. Begünstigt wird die Sichtbarkeit bei diesem Foto durch die sehr tief stehende Morgensonne. Dies und das extrem glatte, flache Gelände des Mare Humorum erlauben es, dass sogar ein nur 60 m hoher Hügel (Liebig G1) auf dem Bild deutlich zu erkennen ist. Direkt westlich des Mare (auf dem Bild links unten) liegt der 85 km-Krater Mersenius, der 2300 m hohe Wände hat und gleichzeitig einen tief liegenden Kraterboden. DerHöhenverlauf des östlichen Kraterrandes ist durch seinen Schatten im Krater sehr schön nachzuverfolgen. Noch halb im Schatten liegt hier eine eingebettete Kette kleinster Krater mit etwa 3 km Durchmesser. Direkt hinter Mersenius beginnt die Licht-Schatten-Grenze, der Terminator, wo im Übergangsbereich nur die höchsten Berggipfel im Sonnenlicht liegen und sichtbar sind. Im Norden liegt einer der schönsten Krater überhaupt. Mit der Form eines Edelstein-geschmückten Ringes liegt Gassendi am Übergang zum Oceanus Procellarum. Neben seinem zentralen Bergmassiv kann man das weitverzweigte, 150 km lange Rillensystem von Gassendi gut erkennen. Auf der Ostseite (rechts oben) hat das Mare Humorum Übergänge zum benachbarten Mare Nubium (Wolkenmeer). Hier kann man an den Schattenverläufen in den kleineren Kraterndeutlich erkennen (schmalere Schatten), dass hier die Sonne schon wesentlich höher steht als inTerminatornähe.
Das Foto wurde am 23. April 2021 mit einem 20 cm Newton-Spiegelteleskop bei 2400 mm Brennweite und einer gekühlten Mond-/Planetenkamera aufgenommen. Aus einer Serie von 3000 Bildern, jeweils 0,003 s belichtet, hat ein Computerprogramm die 300 besten Fotos zu einem neuen Bild zusammengerechnet. Nur so ist die relativ hohe Bildauflösung mit einem kleinen Teleskop zu erreichen. Das Prinzip nennt man „Lucky imaging“, d.h. nur die Bilder, die zufällig deutlich besser sindals der Durchschnitt, werden verarbeitet.
Viel Spaß beim Betrachten!