Bild des Monats Juli 2015

NGC6960_Nord

Dietmar Bode

Dieses Foto von NGC 6960, auch Sturmvogel genannt, zeigt einen Teil des großen Cirrusnebels (auch Schleiernebel) im Sternbild Schwan, einem Emissions- und Reflektionsnebel. Schon dieses Gebiet ist mit mehr als 2 Monddurchmessern so groß, dass meine Kamera es nicht vollständig erfassen konnte.

Für diese Aufnahme habe ich 56 Einzelbilder zu je 2 Minuten und 7 Einzelbilder je 5 Minuten verwendet, so dass insgesamt knapp 2 1/2 Stunden Belichtungszeit zusammen kamen. Das Teleskop war in diesem Fall ein Linsenfernrohr (Refraktor) mit 130 mm Durchmesser und einer Brennweite von 718 mm. Das Foto entstand am 16./17. Juni in meiner Gartensternwarte in Bad Camberg.
Der gesamte Nebelkomplex ist wissenschaftlich höchst interessant, da er sich wegen der wenigen Vordergrundobjekte sehr gut beobachten lässt. Dies gilt auch für Amateure, die gerne ihre Teleskope darauf richten. NGC 6960 ist knapp 1500 Lichtjahre entfernt und entstand vor etwa 18000 Jahren, als sein Ursprungsstern als Supernova explodierte und unseren steinzeitlichen Vorfahren ein grandioses Schauspiel bot.

Die Überreste dieser gewaltigen Explosion verbreiten sich seitdem mit hoher Geschwindigkeit. Dabei stoßen sie mit der extrem dünnen Materie der Umgebung zusammen und werden dabei so heiß, dass sie ionisieren und leuchten. Dieser Prozess wird an den blauen Strukturen deutlich.

Die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Nebels habe ich nach Internetangaben mit ca. 160 km/s errechnet. Wenn man allerdings die Größe des gesamten Nebels (100 Lichtjahre) in Betracht zieht, kommt man auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit über die letzten 18000 Jahre von eher 1600 km/s. Dies möge jeder bei Interesse für sich selbst ausrechnen, da meine Berechnungen in diesen Größenordnungen erfahrungsgemäß gerne fehlerhaft sind. Da sich der Cirrusnebel um 0,07 bis 0,08 Bogensekunden pro Jahr ausdehnt, sollte es mit
Amateurmitteln möglich sein, dieses anhand von Fotos über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren nachzuweisen. Viel Spaß dabei!
Dietmar Bode